wegwärts - Lissabon

Täglich, mindestens eins: Pastei de Nata 

Oceanário de Lisboa

Torre de Belem

Costa da Caparica

Castelo de Mouros

Nazaré - wann kommen die big waves?

… zu Fuß durch Lissabon

Der Winter ist lang und schneearm, so dass wir ein Ziel abseits wenig einladender Pisten und Loipen suchen. Unsere Wahl fällt auf Lissabon und Umgebung – und der Plan geht auf:  Fünf Tage ist der Himmel tiefblau, die Temperaturen erlauben entspanntes Kaffeetrinken im Freien und die Stimmung hebt sich bei Spaziergängen an langen Sandstränden und über die sieben Hügel von Lissabon.

Der Flug ist Ende Januar erschwinglich, Hotels gibt es wie der buchstäbliche Sand am Meer und auch ein Auto lässt sich zu moderaten Preisen mieten – der Plan steht.

Tag 1

Nach knapp 3 Stunden Flugzeit nähern wir uns  über dem Meer und den Tejo Lissabon und landen bei strahlender Sonne, blauem Himmel und frühlingshaften Temperaturen – wie wir das ‚bestellt‘ haben …

Der Flughafen der Stadt liegt wenige Kilometer nördlich des Zentrums, das sich bequem mit der U-Bahn erreichen lässt. Nach einem kurzen Spaziergang mit leichtem Handgepäck, erreichen wir das unsere Unterkunft – das Dear Lisbon Gallery House in einer engen Gasse mit alten Häusern  Nach einem Kaffee und einem Snack checken wir ein und erklimmen die vier Stockwerke zu unserem etwas verwinkelten, aber ruhigen und komfortablen Dachzimmer.

Unser erster Spaziergang führt uns durch unser Viertel Saõ Bento in Richtung Tejo, dort zum Praça do Comercio, durch das Altstadtviertel Alfama hinauf auf das Castelo de Saõ Jorge. Der Eintritt zum Betreten der weitläufigen, aufwändig restaurierten Burganlage (5€ pro Person)  lohnt sich sehr – von den zahllosen Mauern, Türmen und der Esplanade hat man einen tollen Blick auf die Stadt und den Tejo. Wie an allen Aussichtspunkten der Stadt steht auch hier ein Straßenmusiker, der – wie fast immer in Lissabon (und auch Rom) – seine Musik ein wenig zu laut und aufdringlich darbietet.

Nach dem Besuch der Burg gönnen wir uns unser erstes Pastei de Nata – ein lauwarmes portugiesische Blätterteigtörtchen mit Vanillepuddingfüllung – das es überall in Lissabon in speziellen Bäckereien gibt. In allen diesen Manufakturen kann man den Entstehungsprozess der kleinen Törtchen beobachten und sie im Stehen oder Sitzen mit einem Bica – einem kleinen schwarzen Kaffee – genießen – gerne auch mehrere.

Durch die Innenstadt geht es zurück Richtung Hotel – das Abendessen in einem der vielen kleinen Restaurants opfern wir heute dem Handball (Weltmeisterschaft!) – es spielen Niederlande und Deutschland - und decken uns in einem nahegelegenen Supermarkt mit Brot, Käse und Bier ein.

 

Tag 2

Das Frühstück nehmen wir – wie auch in den kommenden Tagen – im Wintergarten des kleinen Hotels ein.

Direkt vor unserem Hotel können wir eine der historischen Straßenbahnen besteigen, die auf verschiedenen Routen durch die Innenstadt fahren, oft gefährlich nahe an Häuserwänden und Erkern vorbei. Heute am Sonntag ist sie gut gefüllt und wir stehen auf der hinteren Plattform der Linie 28 – das tut dem Spaß jedoch keinen Abbruch. Durch enge Gässchen und unter lautem Gebimmel bahnt sie sich einen Weg zum Castelo, an jeder Haltestelle steigen primär Touristen ein und wieder aus, bis wir an der vorläufigen Endhaltestelle – der Praça Figuera - der Tram verwiesen werden. Die Fahrt mit einer der Trams ist ein großer Spaß und ist mit 3€ pro Person erschwinglich.

Da wir gestern und heute schon viel von der Innenstadt gesehen haben, fahren wir mit der U-Bahn zum Gelände der Weltausstellung von 1998 am Ufer des Tejo – dem Parque das Nações. Um das Gelände erstreckt sich ein modernes Stadtviertel mit zeitgenössischer portugiesischer Architektur – ein netter Kontrast zum historischen Stadtzentrum. Das Weltausstellungsareal selbst bietet neben Wassersportmöglichkeiten, Gärten, Promenaden und einer großen Shopping Mall eine Standseilbahn, die der gesamten Länge des Parks folgt und eine schöne Sicht auf den Fluss und seine Mündung sowie die kilometerlange Vasco-da-Gama Brücke bietet.

Wir ersparen uns sowohl die Mall als auch die Standseilbahn und besuchen dafür das Oceanário de Lisboa, das eines der größten Aquarien der Welt beherbergen soll. Mit 17€ Eintritt ist der Besuch kein billiges Vergnügen, aber sehr lohnend. Auf mehreren Stockwerken kann man marine Gärten - Forests Underwater by Takashi Amano -  sehen und hat Sicht auf ein zentrales Becken mit Hunderten nach Lebensräumen geordneten Spezies. Besonders eindrucksvoll ist eine gigantische Video-Installation - ONE, the Ocean as you never felt it – die die Verbindung zwischen marinem Leben und den Menschen thematisiert und für den Schutz der Meere wirbt.

Wir nehmen die Metro zurück zum Fähranleger gegenüber der Markthalle Time Out, in der sich neben zahllosen Marktständen (vormittags an Wochentagen) eine große Halle mit vielen Streetfood-Angeboten findet.

Frühlingshaftes Wetter lockt uns weiter ans Wasser und wir nehmen einen Bus in Richtung Belem – westlich vom Zentrum Lissabons. Durch die Hafenanlagen spazieren wir mit vielen sonntäglichen Besuchern in Richtung des historischen Wehrturms – den Torre de Belem. Auch ohne ihn zu betreten kann man von außen die Architektur bewundern, die (laut Reiseführer) manuelinische und  maurische Elemente mit denen der Gotik und Renaissance verbindet. Im 16. Jahrhundert stand der Wehrturm auf einer vom Ufer 200 m entfernten Insel in der Mündung des Tejo, heute kann man ihn trockenen Fußes erreichen. Der Padraõ dos Descobrimentos nahe des Wehrturms  – ein 1960 zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer durch das Salazar-Regime errichtetes Monument – ist für uns eine eher monströse Erinnerung an einstige portugiesische Größe. Man kann es besteigen und hat von der Aussichtsplattform sicher eine gigantische Sicht … uns schreckt die Architektur eher ab und wir ziehen es vor, bei einem der fliegenden Händler einen typischen Kirschlikör zu probieren.

Zurück zum Hotel geht es mit Bus und zu Fuß durch unser Viertel, das Abendbrot nehmen wir in einem kleinen Restaurant mit italienischer Küche ein, da wir uns in unserer Umgebung noch nicht ausreichend orientiert haben.

 

Tag 3

Heute holen wir nach einem ausgiebigen Frühstück unseren Mietwagen bei der Vermietungsstation ab und fahren zunächst nach Süden  über Europas Golden Gate Bridge - die Ponte 25 de Abril,  einen 3,2 Kilometer langer Brückenzug mit einer 2278 Meter langen Hängebrücke über den Tejo. Sie verbindet den Lissabonner Stadtteil Alcântara mit der Stadt Almada.

Unser Ziel ist die Costa da Caparica – ein kilometerlanger Altantikstrand, der jetzt Ende Januar völlig verlassen ist. Nach einem Spaziergang und der Erkenntnis, dass zu dieser Zeit leider kein Strandlokal geöffnet hat, um sich zu stärken und dem starken Wind zu entgehen, fahren wir wieder in den Norden und folgen dem nördlichen Ufer des Tejo in Richtung Estoril und Cascais, den am Atlantikstrand gelegenen Vororten von Lissabon – augenscheinlich eine Region für reichere Bewohner der Stadt oder Touristen. 

Von Cascais aus suchen wir einen der besten Strände der Region, den Praia do Guincho. Das Wetter ist so schön, das Wasser offensichtlich nicht zu kalt, dass sich tatsächlich die ersten Strandbesucher in die Wellen stürzen. Man kann sich gut vorstellen, dass dieser Küstenabschnitt im Sommer tausende Urlauber anlockt – sowohl Strände als auch die Ortschaften sind eine Reise wert. Vom Strand aus kann man heute – bei guter Sicht, den westlichsten Punkt Portugals – den Cabo di Roca – erkennen.

Auf der Klippe von Cascais kann man entspannt in der Sonne sitzen und einen Snack genießen, bevor wir am Wasser entlang zurück nach Lissabon fahren.

Wir finden tatsächlich einen Parkplatz ganz in der Nähe des Hotels und beschließen nach einiger Recherche den Abend in einem portugiesischen Fischrestaurant ganz in der Nähe. Wir sind so begeistert davon, dass wir auch noch einmal hierher zurückkommen.

 

Tag 4

Die Idee, im Januar nach Portugal zu fahren, war ursprünglich Gunters Wunsch, die Surfer der Giant Waves in Nazaré zu sehen. In den Tagen, für die die gigantischen Wellen vorausgesagt werden, machen sich die besten der besten Surfer der Welt auf den Weg und Nazaré – sonst ein eher verschlafenes Küstenstädtchen- wird zum Mekka der surfbegeisterten Welt.

Leider ist das Wetter zur Zeit zu schön, der Wind eher mäßig und es gibt keine Voraussage, die hohe Wellen verspricht – dennoch: wir machen uns auf den Weg in den Norden.

Auf dem Weg, etwa 30 km nördlich von Lissabon, liegt Sintra, vom 13. bis 19. Jahrhundert Sommerresidenz der portugiesischen Könige, heute UNESCO Welterbe. Auf Bergkuppen und in den Tälern finden sich unzählige Paläste, Schlösschen, Villen und weitläufige Parks und über allem drohnt das Castelo de Mouros – eine maurische Burg aus dem 8. Jahrhundert.

Es ist leicht vorstellbar, dass sich im Frühling und Sommer hier Reisegruppen durch das enge, kleine Städtchen wälzen und die Restaurants und Cafés bevölkern. Heute ist es ruhig, man bekommt leicht einen Parkplatz und beim Aufstieg zum Castelo haben wir den Wald fast für uns alleine – vielleicht auch deshalb, weil wir vom Weg abkommen und einen großen Umweg laufen. Vom Castelo aus kann man fast bis zum Meer sehen und der Wind bläst einen fast von den aufwändig restaurierten Burgmauern.

Sollte man den Aufstieg scheuen, der uns doch fast eine Stunde kostet und oft steil und unbequem ist, kann man einen der zahllosen elektrischen TukTuks anheuern – die einen über die Fahrstraße bis fast ans Ziel bringen. Und auch dieses Ziel lohnt den Weg und den (geringen) Eintrittspreis.

Nach unten geht es schneller und zu Mittag gibt es wieder Pasteis und einen Bica im Centro Histórico, bevor wir uns auf den Weg nach Nazaré machen.

Aufgrund des ‚schönen‘ Wetters ist der Praia do Norte heute fast verwaist, ein einsamer Surfer zieht seine Bahnen in moderaten Wellen. Dass hier bei hohen Wellen die Hölle losbricht, kann man sich heute kaum vorstellen. Auf der Suche nach den Orten, die man in den vielen Filmen und auf Fotos von den Surf-Events kennt, schauen wir uns auf dem Gelände des alten Leuchtturms unterhalb des Ortes auf einer Klippe um. Eine Ausstellung dokumentiert die Erlebnisse von Generationen von Surfern, die sich immer wieder unter Lebensgefahr in die bis zu 15m hohen Wellen stürzen oder von Jetskis ziehen lassen. Auf dem Hügel über der Bucht, an deren Grund ein Canyon die Voraussetzungen schafft, die Wellen zu wahren Gebirgen aufzutürmen, verlieren sich heute ein paar Spaziergänger – an Tagen der Giant Waves drängen sich hier tausende um die Surfer zu beobachten.

Durch das morbide kleine Städtchen, das außer seinen Strand und seine Wellen wenig zu bieten hat, laufen wir zur Klippe, die über einem modernen Küstenort fast 100 m aufragt. Dort an der Kante mit dem besten Blick gen Süden thront ein kleines Restaurant, das seinen Besuchen Platten mit Fisch serviert und uns mit Getränken versorgt

Kurz vor 18 Uhr laufen wir wieder bei der Autovermietung ein, liefern unser Auto ab und machen uns auf den Heimweg.

 

Tag 5 – der letzte Tag

Lissabon ist keine große Stadt – gerade mal so groß wie Frankfurt mit knapp über einer halben Million Einwohner. Fünf Tage sind also ausreichend, um die Stadt und die nähere Umgebung kennenzulernen, vorausgesetzt man nutzt das schöne Wetter,  um sich draußen zu bewegen und verzichtet auf den Besuch von Museen. Davon gibt es natürlich interessante Möglichkeiten wie die Kunstsammlungen im Museo Calouste Gulbenkian oder in den Museos de Arte Antiga und de Arte Contemporanea do Chiado. Überaus interessant soll auch das Museo Nacional de Azulejos sein, das der Herstellung und Präsentation der landestypischen Keramikfliesen gewidmet ist.

Wir nutzen unseren letzten Tag, um Lissabon noch einmal zu Fuß zu erkunden. Wir schlendern durch das Barrio Alto zum Miradouro de São Pedro de Alcântara und genießen den Blick über die Stadt.

Dort finden wir ein Fliesengeschäft, das durch eine Reisesendung auch in Deutschland bekannt geworden ist –  das Solar Antiques – mit einer unglaublichen Auswahl antiker Fliesen aus allen Epochen. Man darf sich umschauen und Fliesen aus vielen Jahrhunderten bewundern – vielleicht auch eine Möglichkeit, ein originelles Souvenir zu erstehen (aber Vorsicht – die Fliesen sind echte Antiquitäten und teuer!). Wir bummeln die Straße Dom Pedro V. entlang, in der man kleine Lädchen und Pop-up Stores entdecken kann und die an diesem Morgen nur von wenigen Touristen besucht wird.

Den Miradouro des Elevador de Santa Justa im Stadtviertel Baixa besteigen wir von der Rückseite zu Fuß und ersparen uns das Gedränge am Aufzug und den hohen Preis für eine kurze Aufzugfahrt und laufen noch einmal durch Baixa Richtung Castello zum Miradouro Sra de Monte, der den für uns schönsten Rundumblick auf Lissabon ermöglicht.  Durch das Stadtviertel Alfama laufen wir Ri. dem Flohmarkt Freia de Ladra, der leider noch nicht geöffnet ist und lassen uns dort zu einem Mittagssnack im Café Kopenhagen nieder.

Zum Lunch sind wir dann wieder zu Gast in der Markthalle Time Out am Hafen, in der es sich gut bummeln, einkaufen und schlemmen lässt.

Um die Zahl der Miradouros für heute voll zu machen, beschließen wir den Abend zum Sonnenuntergang auf dem Aussichtspunkt Sta. Catarina und sehen ein Kreuzfahrtschiff langsam Ri. Atlantik auslaufen. Hier versammeln sich allabendlich die Jugend der Stadt und die Touristen auf der Suche nach dem schönsten Sonnenuntergang.

Und mit diesem Blick nehmen wir Abschied von Lissabon – ganz sicher nicht für immer.  Am nächsten Tag geht am späten Vormittag unser Rückflug nach Deutschland, wo wir uns bei grauem Himmel und Eisregen wieder bald ganz zuhause fühlen.

 

Fazit

Eine Reise nach Lissabon             - sollte man mindestens einmal im Leben machen. Im Gegensatz zu anderen Hauptstädten und Metropolen ist Lissabon überschaubar und man kann sich in nur wenigen Tagen einen guten Überblick verschaffen.

Die Reisezeit Winter                      - bei schönem Wetter sicher eine gute Zeit. Flüge und Hotels sind erschwinglich, sowohl die Stadt als auch die Außenbezirke wie Cascais und Estoril sind angenehm leer.

Unterwegs sein zu Fuß                 - unbedingt! Lissabon ist überschaubar, bei Bedarf kann man die historische Straßenbahn nehmen, in die Außenbezirke fahren U-Bahn oder Züge.

Nach Süden und Norden              - es lohnt sich, für 2 Tage ein Auto zu mieten und den Stränden im Süden und nördlich der Stadt einen Besuch abzustatten. Behaltet im Winter das Wetter im Auge – vielleicht erwischt ihr die Riesenwellen in Nazaré. Auch ein kurzer Trip nach Sintra sollte dabei sein – der Ort und die Landschaft sind etwas Besonderes.