Vienna Calling: Wien in 3 Tagen

Unsere erste Reise nach Wien machen wir mit dem Zug – von unserem Wohnort sind wir mit dem ICE in 6 Stunden am Wiener Hauptbahnhof und checken schon eine halbe Stunde später in unser Hotel im Bezirk Alsergrund ein.

Das heißt - Wien ist mit der Bahn schnell und gut zu erreichen und auch der öffentliche Nahverkehr in der Stadt könnte besser nicht sein.

Für den ersten Abend bleibt nur Zeit für einen Spaziergang Richtung Innenstadt und die Suche nach einem typischen ‚Beisl‘, was aufgrund des bevorstehenden Wochenendes nicht ganz einfach ist. Wir landen in einer rustikalen Gastwirtschaft in der inneren Stadt und entspannen von der Fahrt mit Schnitzel und Bratkartoffeln nebst ein bis zwei Hellen.

Drei Tag in Wien sind nicht viele Zeit, die Stadt und ihre Umgebung zu erkunden, so dass wir nach Plan vorgehen und die Erkundungstouren auch nach dem Wetter ausrichten.

 

Tag 1

Wir planen einen langen Spaziergang zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt und verzichten heute weitgehend auf die Straßenbahn.

Unsere Strecke führt vorbei an der Shoah-Gedenkstätte auf dem Otto-Wagner-Platz zum Rathaus, das wie ein Schloss am äußeren Rand der Innenstatt liegt.  Entlang der Ringstraße geht es vorbei am Parlament und gegenüber am Burgtheater - ‚die Burg‘, wie die Wiener sagen. Gegenüber dem Volksgarten erreichen wir das Museumsquartier, kurz MQ – ein ganzes Viertel mit mehr als 20 Museen um einen fantastischen Innenhof mit Cafés und Restaurants, wo man eine kulinarische Pause einlegen und kurz auf großen Liegen entspannen kann. Da das Wetter spätsommerlich schön – geradezu kaiserlich – ist, verzichten wir fürs erste auf den Besuch der Museen und entdecken einen wirklichen Lieblingsplatz – das Café Libelle auf dem Dach des Leopoldmuseums mit großer Aussichtsterrasse und Rundblick über das MQ und die innere Stadt.

Tipp: Ganz besonders schön ist der Volksgarten mit seinem Theseus Tempel, dem Sissi-Denkmal und seinem Rosengarten.  Entlang der Wege findet man hunderte von hochstämmigen Rosenbäumchen, die für Liebespaare, Freunde und Verstorbene dort angepflanzt und mit individuell formulierten Schildern versehen sind. Man liest von Liebe und Sehnsucht, aber auch von liebendem Erinnern und schmerzlichem Verlust. Mich hat das sehr berührt und ich hätte stundenlang nur die Plaketten an den Büschen und Bäumchen lesen können.

 

Aber weiter geht es - entlang der Ringstraße laufen wir an der Hofburg nebst Paradeplatz und Park entlang und erreichen die Albertina mit ihrem beeindruckenden Entrée.

Von hier aus biegen wir in die Innenstadt ab, erreichen den Stephansplatz und statten dem Stephansdom einen kurzen Besuch ab. Die Innenstadt ist ein Paradies für betuchte Fashionistas, die zum Launch eines neuen Parfüms auch gerne einige Stunden bei Prada anstehen.

Unser Stoppover im Café Central zu einem Einspäner (Kaffee mit Milch) und einem Stück Sachertorte scheitert leider, da auf diese Idee außer uns eine größere Anzahl an Touristen verfallen sind, was eine lange Warteschlange zeigt.

(Leider war das immer der Fall, wenn uns die Lust auf Kaffee zu einem der traditionellen Kaffeehäusern trieb …. Sachertorte to go gab es also erst auf der Rückfahrt….)

Eine gute Alternative war das Kaffeehaus Fleischhauer, das sich vor den Touristenströmen eher versteckt hält und in dem schon Mozart musiziert haben soll. Gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Ringstraße und erreichen den Karlsplatz und den Jugendstilpavillon von Otto Wagner, der ursprünglich als Eingang der U-Bahn fungierte.

Um einen großen Brunnen vor der benachbarten Karlskirche entspannen statt Touristenhorden eher Studenten der nahen Technischen Universität und Familien mit Kindern.

Retour geht es mit der Straßenbahn 1, die in umgekehrter Reihenfolge alle Sehenswürdigkeiten noch einmal abfährt und uns die Strecke Richtung Donau verkürzt.

Tipp: Man kann sich den Hopp-on-and-off- Bus sparen und stattdessen mit den Linien 1 und 2 für kleines Geld den gesamten Innenstadtring abfahren. Eine Dreitageskarte für Bus, Bahn und U-Bahn für 17,10 € ermöglicht es, überall aus- und wieder einzusteigen und seinen Radius bis in die Außenbezirke zu vergrößern.

Im Börsenviertel machen wir einen Stopp an der angeblich besten Wurstbude der Innenstadt – ein exzellenter Tipp – und fahren weiter bis zum berühmten Hundertwasserhaus in der Nähe des Donaukanals.  Kann man, muss man aber nicht, da der ganze Rummel letztlich nur kaschiert, dass es sich um ein Viertel sozialen Wohnungsbaus handelt, dessen Blocks zwar schräg und bunt, aber andererseits schon einigermaßen in die Jahre gekommen sind. Betreten darf man die Wohnblocks auf Rücksicht auf die Bewohner sowieso nicht ….

Genug für den ersten Tag nach über 20 km zu Fuß mit der sehr praktischen Staßenbahn 1 in Richtung Hotel im Alsergrund.

Tag 2

Das Wetter hält und wir erkunden einige Bezirke außerhalb des Innenstadtrings – den Spittelberg  im 7. Bezirk, auch Neubau genannt und den 6. Bezirk um die Maria Hilfer Straße. Der Spittelberg ist am Morgen noch verschlafen und viele Geschäfte und Cafés sind geschlossen, die Gassen haben jedoch ihren ganz eigenen Charme, Geschäfte und Kneipen sind originell und vorwiegend von Einheimischen frequentiert.

Oberhalb des Museumsquartiers führt die Straße abwärts in den 6. Bezirk, auf dessen langer Einkaufmeile Mariahilfer Straße auch weniger betuchte Touristen bummeln und shoppen können.

Tipp: Um von der Mariahilfer Straße bergab zu laufen kann man durch einen der beliebtesten und schönsten ‚freiwilligen Durchgängen‘ der Stadt bummeln, dem Raimundhof. In den ruhigen Innenhöfen haben sich originelle kleinen Läden angesiedelt und unter alten Bäumen kann man sich zum Kaffeetrinken oder einem Snack niederlassen. Allzu viele Touristen haben die Höfe augenscheinlich noch nicht entdeckt … gut so!

Weiter bergab erreicht man den berühmten Naschmarkt – am heutigen Samstag ergänzt durch den Kettenbrückenflohmarkt mit Antiquitäten, Kunstwerk, Hausrat, gebrauchten Büchern und Schallplatten.

Der Naschmarkt selbst ist der größte innerstädtische Markt der Stadt. Er gilt als Wiener Sehenswürdigkeit mit zahllosen Marktständen, die Lebensmittel aller Art anbieten und viele gastronomische Betriebe, die keine Wünsche offenlassen – Austern, Fischbrötchen, türkische Spezialitäten, Würstchen und vieles mehr….

Uns war der Markt zu voll, zu touristisch, zu kommerziell – doch einmal durchbummeln und einen Snack zu sich nehmen sollte jeder Wien-Besucher.

Geht man außerhalb des Naschmarktes Richtung Karlsplatz stößt man auf das Majolikahaus, ein Augenschmaus für alle Jugendstil-Liebhaber. Entworfen von Otto Wagner ist die Fassade mit wetterfesten Keramikfliesen verziert, auf denen sich bunte Pflanzenornamente ranken, das Nebenhaus schmückt Fliesen mit Goldornamenten.

Tipp:  Jugendstilliebhaber kommen in Wien auf ihre Kosten – ansehen kann man das Majolika-Haus, die Otto-Wagner-Kirche und die Otto-Wagner- Pavillons am Karlsplatz.

 

Das war’s für heute an Sight-Seeing, weil am Abend ein Konzert auf dem Programm steht. Zwar geht es – orientiert an unserem Musikgeschmack – nicht um Wiener Walzer oder Mozart, sondern um Rock. Doch die Location – in einem von vier Gasometern aus dem 19. Jahrhundert - ist durchaus ein Besuch wert.

 

Tag 3

An unserem dritten und letzten Tag geht es mit der Straßenbahn zum Schloss Schönbrunn, ca. eine halbe Stunde Fahrzeit. Ein Besuch des Schlosses sollte man auf jeden Fall einplanen – was unser Meinung nach nicht unbedingt sein muss, ist ein Besuch der Räumlichkeiten. Das überlassen wir den Fans von barocker Innenausstattung. Der Besuch der Gartenanlagen mit der Gloriette und dem botanischen Garten ist kostenfrei – inklusive wunderbarer Aussichten auf Schloss und Stadt.

Will man das Schloss, die Nebengebäude, das Palmen- und Wüstenhaus und den Tiergarten sowie diverse Gartenteile anschauen, kann man unterschiedlich zusammengestellte Tickets erwerben. 

Zurück geht es wieder mit der Straßenbahn durch Wieden zu einem Stoppover in der Foodhall Gleisgarten – einer alte Lokhalle mit diversen Food-Ständen. Der Gleisgarten ist der kulturelle und kulinarische Mittelpunkt eines neueren Wohnparks und wenig frequentiert von Touristen – kann man machen, muss aber nicht.

Am Nachmittag – bei nicht mehr allzu schönem Wetter – geht es ins Wien-Museum, das am Sonntag freien Eintritt in die Basisausstellung bietet.

Das Museum, das erst 2023 eröffnet wurde, liegt gegenüber der Albertina Modern am Karlsplatz und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.  Auf vier Etagen erlebt man Wien – seine Geschichte, seine Architektur, seine Kunst, seine Menschen, seine Verkehrssituation – und das durch Exponate, interaktive Informationstafeln, Gemälde (u.a. von Klimt) Fotos und Videos. 

Im Erdgeschoss findet man ein Restaurant, im Terrassengeschoss eine Cafeteria mit Aussichtsterrasse. Das Wien-Museum ist unbedingt einen Besuch wert!

Und was fehlt jetzt noch, bevor es morgen wieder nachhause geht? Natürlich – ein Besuch des Praters. Leicht erreichbar mit Straßenbahn oder U-Bahn (Haltestelle Praterstern) erlebt man einen Vergnügungspark der Superlative mit den wildesten Fahrgeschäften, den klassischen Kettenkarussels und dem traditionellen Riesenrad, sowie Restaurants und Biergärten. Uns wird schon vom Zuschauen schwindelig – aber zum Fotografieren oder nur zum Staunen lohnt sich ein Spaziergang über das weitläufige Gelände.

Erwähnen sollte man, dass der Vergnügungspark – der sogenannte Wurstlprater – nur ein kleiner Teil einer riesigen Auenlandschaft zwischen Donau und Donaukanal ist.

 

Allgemeine Tipps

Wohnen                                        Eine Unterkunft etwas außerhalb ist kostengünstiger und ruhiger als ein Hotel in der Innenstadt. In Wien funktioniert das wunderbar, da der Nahverkehr günstig und sehr zuverlässig ist. Achtet darauf, wo die nächste Haltestelle ist und zu welchem Drehkreuz die Bahn oder U-Bahn fährt.

Öffentlicher Nahverkehr     … in Wien ist vorbildlich und nicht teuer. Ein Dreitagesticket schlägt mit 17,10 € zu Buche. Eine Wien-Card für drei Tage kostet 29,90 € und wirbt mit vielen Rabatten bei Museen und Sehenswürdigkeiten, die aber u.E. nach nicht die interessantesten Locations abdeckt.

Essen                                             Wie in jeder Großstadt gibt es Caféhäuser und Restaurants an jeder Ecke (besondes in der Inneren Stadt) sowie Würstlbuden. Da die Speisekarten aber in der Regel sehr fleischlastig sind, ist das Essen für Vegetarier und Veganer nicht unproblematisch, aber natürlich findet man immer etwas!

 

Unsere Highlights

  • Das Museumsquartier mit seinen Museen, einem fantastischen Museumsshop und Restaurants. Besonders die Libelle hat es uns angetan – leider nur bei trockenem Wetter.
  • Der Volksgarten mit seinem Rosengarten
  • Die ganze Innere Stadt

 

Und unser Plan für den nächsten Besuch

  • das MUMOK – Museum of Modern Art
  • die Albertina und Albertina Modern
  • ein Theaterabend im Burgtheater
  • der Besuch eines Heurigenlokals